Schweden – Wo Gleichberechtigung groß geschrieben wird
Auf Besuch in Schweden.
Große Unterschiede zur österreichischen Verhandlungskultur findet man in Schweden zwar nicht, dennoch sollten gewissen Feinheiten bei einem Besuch im Land der Elche ganz bewusst Beachtung geschenkt werden.
Gleichberechtigung, egal ob in Bezug auf Geschlecht oder Herkunft, nimmt in der schwedischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert ein. Ein Fakt, der sich auch in den Unternehmenskulturen des Landes gefestigt hat. Hierarchien sind out, Teamwork gibt den Ton an. Entscheidungen werden, ganz anderes als in anderen Kulturen, meist innerhalb der Gruppe getroffen, zumindest aber diskutiert. Dabei ist es besonders wichtig sein Gegenüber immer ausreden zu lassen. Zwischenrufe gelten als besonders unhöflich, wenn nicht als beleidigend. Der Hang zur Gleichberechtigung findet im Übrigen auch auf Visitenkarten seinen Ausdruck. Abgedruckte Titel sucht man dort, trotzt hoher Universitätsabschlussrate, vergeblich.
Fairness wird hochgeschrieben
Nach dem Handschlag wird auch im geschäftlichen Leben oft schnell zum Du-Wort übergegangen. Dennoch ist ein höfliches Miteinander gang und gäbe. Verhandlungen selbst werden hingegen eher in äußerst sachlichem (fundierte Zahlen und Fakten) und kühlem Ton geführt. Fairness wird hoch geschrieben, um den heißen Brei herumreden ist verpönt. Sollte es Unklarheiten geben, kann bzw. soll man diese ohne Hemmungen ansprechen und somit im besten Fall aus dem Weg räumen. Ein höflich ausgesprochenen „nein“ wird immer akzeptiert. Generell wird pünktliches Erscheinen zum vereinbarten Termin besonders geschätzt und auch vom Verhandlungspartner erwartet.
Wird man von einem Geschäftspartner nach Hause eingeladen, punktet man indem man von ganz alleine die Schuhe im Vorraum auszieht – ein Brauch, der im hohen Norden sehr verbreitet ist. Ein kleines Gastgeschenk, z.B. etwas aus der eigenen Heimat, wird durchaus gerne gesehen. Achten sie aber darauf, dass das Geschenk im (finanziellen) Rahmen bleibt, Kostspieliges könnte dem Gastgeber unangenehm sein. Oft sind Gäste dazu aufgefordert, selber keine Gerichte zu einer Einladung mitzubringen – eine weitere liebevoll gepflegte Tradition. Alles Essbare wird dann in Buffetform aufgetischt. Achten Sie darauf, dass Sie keine Reste am Teller lassen. Das gilt als sehr unhöflich. Das Buffet wird meist mit einem Trinkspruch des Gastgebers eröffnet, danach heißt es Selbstbedienung. Generell sind die Schweden dem Alkohol, trotz immens hoher Preise, nicht abgeneigt. Trinkfestigkeit zahlt sich auch als Besucher auf jeden Fall aus.
Tiefstapeln als Nationalsport
Ein „danke“ zur rechten Zeit, bringt Ihnen in Schweden viel Sympathie ein. Im Prinzip kann man es nicht oft genug verwenden, ganz so wie es die Einheimischen vorleben. Unbeliebt hingegen sind Klagen über das oftmals schlechte Wetter oder die hohen Alkoholpreise. Bei den Themen „Integration“ und „Rassismus“ reagieren viele Schweden mit Argwohn. Auch wenn Sie noch so sehr von sich selbst und Ihren Leistungen überzeugt sind, zeigen Sie es nicht. Tiefstapeln ist in Schweden quasi Nationalsport und sollte auch von Besuchern zumindest erprobt werden.
Einfach für Besucher ist die schwedische Kleiderordnung im Geschäftleben. Im Büro trägt man allerorts legere Kleidung. Kommt ausländischer Besuch werden Schlips, Krawatte und Kostüm aber schon einmal ausgepackt. Schlicht und gedeckte Farben geben dabei den Ton an.
Unser Tipp: An allen öffentlichen Plätzen gilt ein striktes Rauchverbot, auf das die meisten Schweden auch stolz sind. Bitte unbedingt beachten!