Machen Kleider Leute?
Schätzen Sie Menschen aufgrund Ihrer Kleidung ein?
Die Geschichte ist bekannt: Ein armer Schneider wird wegen seiner vornehmen Kleidung für einen Grafen gehalten und gerät so in eine Verkettung von Ereignissen, die ihn schließlich zu einem reichen und glücklich verheirateten Mann machen. Kleider machen Leute nannte Gottfried Keller seine 1874 erschienene Novelle. Gewiss, die Gesellschaft hat sich gewandelt, aber die Botschaft der Novelle gilt auch heute noch: Kleidung – egal, wie sie nach außen hin in Erscheinung tritt – ist ein Code, der Rückschlüsse auf den dahinterstehenden Menschen erlaubt.
Das hat weniger mit Verhaltensregeln zu tun als vielmehr mit Psychologie: Psychologen gehen davon aus, dass es nur knapp 30 Sekunden dauert, bis sich Menschen bei ihrer ersten Begegnung gegenseitig einordnen – etwa als „sympathisch“ oder „uninteressant“, „kompetent“ oder „nachlässig“. Wir brauchen diese Einordnung, um uns schnell zu orientieren. Wie sie ausfällt, hängt wesentlich von der Kleidung ab. Wer also glaubt, das äußere Erscheinungsbild sei gleichgültig, irrt.