Vorbei die Zeiten des galanten Helfers
Es gilt als Inbegriff des Gentleman-Daseins: Der Dame bei der Garderobe aus bzw in den Mantel zu helfen. Doch zusehends wird dies von den Damen als Bevormundung gesehen und ist daher nicht mehr erwünscht. Die Reaktionen reichen von einem freundlichen "Das ist nicht nötig, aber trotzdem vielen Dank für das Angebot" bis hin zu der deutlichen Aussage, man könne sich seit dem vierten Lebensjahr wunderbar selbst anziehen. Meine Herren, das Zeitalter der Eigenständigkeit ist endgültig eingeläutet.
Stimmt nicht.
Zumindest im privaten Bereich gilt es weiterhin als höflich, wenn der Herr seiner Begleitung aus dem sowie in den Mantel hilft. Diese Geste mag zwar teilweise in Vergessenheit geraten und in manchen Fällen gar nicht mehr erwartet werden. Natürlich gibt es auch Damen, die in diesem Offert tatsächlich eine Form des männlichen Chauvinismus erblicken. Sollten Sie trotzdem Ihre Hilfe zur Verfügung stellen, so wird Ihnen das meist große Sympathie einbringen. Achten Sie darauf, zu fragen, ob Sie der betreffenden Frau "in den Mantel helfen dürfen". Wenn Sie Ihr Anliegen als Feststellung oder gar Befehl formulieren ("Kommen Sie, ich helfe Ihnen in den Mantel, sonst dauert das so lange"), werden Sie einen weniger guten Eindruck machen. Wer seine Hilfe freundlich anbietet und sich nicht aufdringt, wird von der Dame darauf schlechtestenfalls eine höflichen Verneinung hören.
Eine Ausnahme gilt im Business: Im beruflichen Bereich sind solche und ähnliche, sonst höfliche Gesten (zB Stuhl zurechtrücken) im Normalfall unerwünscht und sollten dringend unterlassen werden. Nur wenn Sie sicher sind, dass die Dame darauf positiv reagiert, können Sie ihr bei Mantel & Co behilflich sein.